14.05.2016: Deutschland Leitmarkt für Elektroantrieb

Der Autokritiker

Jacob Jacobson

puristisch - kritisch - anregend

14.05.2016:

Deutschland, Leitmarkt für Elektroantrieb? - oder -

1 Million Elektromobile als Selbstzweck.

 

Von wem stammt eigentlich die Parole, Deutschland müsse zum Leitmarkt und Leitanbieter bei der Elektromobilität werden? Waren es die Umweltschützer, die Grünen, die Forschungsinstitute, die Politik allgemein, die Automobilhersteller oder die Medien? So genau lässt sich das leider nicht mehr nachvollziehen, wie das immer dann der Fall ist, wenn sich Dinge hochschaukeln. Der erste Impuls kam sicherlich von Tesla mit dem Tesla Roadster.

 

Damals ging ein Aufschrei durch die Medien, die deutsche Autoindustrie hätte die Elektromobilität verschlafen. Nun kann man den deutschen Herstellern vieles vorwerfen, nur nicht, dass sie irgend eine Entwicklung verschlafen hätten. In die Elektromobilität wurden wurden seit den 90er-Jahren Milliarden in Zukunftsentwicklungen gesteckt: In Elektro-, Hybrid-, Wasserstoffantrieb und Brennstoffzelle.

 

Urplötzlich riefen "Experten" zu einer Neuerfindung der Mobilität auf Basis des Elektroantriebs auf. Umweltschützer und Grüne waren von der angeblichen Umweltfreundlichkeit geblendet und forderten vehement ein Umdenken in den Chefetagen von Wirtschaft und Politik. Den Rufen nach staatlicher Unterstützung konnte und wollte sich die Bundesregierung nicht verschließen, und so kam es im Jahr 2009 zur verhängnisvollen Absichtserklärung, bis 2020 1 Million Elektromobile auf die Straße zu bringen, und Forschung und Entwicklung massiv zu unterstützen.

 

Dieses Ziel war illusorisch, das war jedem mit Vernunft und mathematischen Grundkenntnissen ausgestatteten Wesen von Anfang an klar. Wintertauglichkeit, Ladezeiten und Reichweite - in diesen wichtigen Kriterien können die Elektromobile nicht einmal mit Kleinwägen konkurrieren. Preislich dagegen spielen sie in der Champions-League. Zudem benötigt man eine Doppelgarage möglichst mit Starkstromanschluss für das Schnellladegerät. Wer verfügt über diese Voraussetzungen? Nur sehr wenige, da wird die Luft schon verdammt dünn.

 

Daran ändert auch die Prämie von 4.000 € nichts. Denn wer genügend überflüssiges Kapital für ein Elektromobil besitzt, benötigt die Prämie nicht. Und der Rest der Welt ist froh, sich überhaupt einen fahrbaren Untersatz leisten zu können. Und bei der Notwendigkeit eines Zweitwagens darf es gerne ein Fiat Panda oder ein ähnlich preisgünstiges Fortbewegungsmittel sein.

 

Aber gehen wir einmal gedanklich davon aus, dass die Prämie die Nachfrage nach Elektromobilen stark anregt. Wie wirkt sich das auf die deutsche Autobranche aus? AutoBild rechnet es vor: Von 14 verfügbaren rein elektrischen Autos stammen 9 aus dem Ausland. Mit unseren Steuern finanzieren wir die Elektroautoentwicklung in Südkorea, Japan und Frankreich. Ganz zu schweigen von den Batterien, Elektroniken und Motoren, die entweder komplett oder in ihren wichtigsten Komponenten aus China stammen.

 

Ist das der Grund, warum plötzlich niemand mehr vom Leitmarkt und Leitanbieter Deutschland redet? Plötzlich scheint es nur noch um die Zahl von 1 Million Fahrzeuge zu gehen, als reiner Selbstzweck. Nicht ganz, auch von emissionsfreiem Fahren in den Städten und von der Energiewende ist die Rede. Wie sollen ein paar Elektromobile die Luft in den Städten sauberer machen? Der Chefredakteur von AutoBild glaubt das ernsthaft und an den Durchbruch des Elektroantriebs. Wer das glaubt, glaubt auch an, nein, nicht den Weihnachtsmann, sondern an das Märchen von der Energiewende. => Umwelt- und CO2-Bilanz der Erneuerbaren Energien

 

Deutschland als Leitmarkt für Elektromobilität? Vollkommen richtig, aber anders als es uns die Zukunftsforscher, Strategen und Experten in ihren Zukunftsvisionen weismachen wollen.

Wie geht es weiter? Durchbruch, Einbruch oder Abbruch? Wer die deutsche Gründlichkeit kennt, weiß, dass Ziele umso hartnäckiger verfolgt werden, je weiter sie in die Ferne rücken. Ein Scheitern ist nicht vorgesehen, das käme ja einem Gesichtsverlust gleich. Von dem Geist der deutschen Obrigkeitshörigkeit scheint auch AutoBild befallen. Die Bildzeitung ist doch sonst so sehr auf ihren Ruf als Stimme des Kleinen Mannes bedacht. Bei dem Thema Elektromobilität ist davon nichts zu spüren.

 

 

14.05.2016 Jacob Jacobson

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